Das Projekt „Babybedenkzeit“ an der Dr. Walter-Bruch-Schule

Das Projekt „Babybedenkzeit“ an der Dr. Walter-Bruch-Schule

Bin ich schon bereit, ein Baby zu bekommen? Um diese Frage für sich selbst beantworten zu können, nahmen 13 Schüler der Berufsgrundschule für Hauswirtschaft und Sozialpflege des BBZ St. Wendel am Projekt „Babybedenkzeit“ teil. Das Projekt der Katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen im Saarland verfolgt das Ziel, Jugendliche zu einer verantwortlichen Lebensplanung anzuleiten.

Unter der Leitung von Carina Kessler-Baierschmitt und Ulrike Lang und der betreuenden Lehrerin Rita Webers kümmerten sich die Schüler fünf Tage lang meist zu zweit um einen Babysimulator, eine programmierbare Puppe mit Bedürfnissen eines echten Babies. Wickeln, Füttern und Schaukeln – so war der neue Tages- und auch Nachtrhythmus der Schüler.

Einige Schüler berichteten von Schlafmangel und auch von Nervosität in ruhigeren Phasen, wenn das Baby gerade mal nicht weinte – ein Gefühl, das viele Eltern kennen. Durch die völlige Lebensumstellung wurde einigen bereits nach kurzer Zeit bewusst, was es heißt, Vater und Mutter zu sein. Es war nicht möglich, die Verantwortung für die Babies anderen Personen zu übertragen, denn durch einen Chip in einem Armband war sichergestellt, dass sich nur der jeweilige Schüler um das Baby kümmern konnte. Völlig allein gelassen wurden sie dabei nicht; die Betreuerinnen standen ihnen 24 Stunden über ein Notfalltelefon mit Rat und Tat zur Seite.

Erfahrungen sammelten die Schüler nicht nur in der Verantwortung für ein Kind, sondern auch bezüglich der Reaktion der Gesellschaft auf jugendliche Eltern. So berichteten viele Schüler von vielsagenden Blicken und Unverständnis fremder Personen, wenn sie mit dem Baby in der Öffentlichkeit gesehen wurden. Doch statt solchen Situationen mit Unsicherheit zu begegnen, reagierten die Schüler mit einem gesteigerten Selbstbewusstsein. Am Ende des Projekts waren sich jedoch alle sicher, dass sie selbst erst erwachsen werden müssen und die Schule beenden wollen, bevor sie über eigenen Nachwuchs nachdenken.

Während des Projekts stand auch der Unterricht ganz im Zeichen der Sexualaufklärung. So standen verschiedene Aktivitäten rund um die Themen Verhütung, Schwangerschaft, Geburt und Lebensplanung auf dem Programm. Ein Highlight für die Schüler war der Besuch im Kreißsaal des Marienkrankenhauses St. Wendel. Dort hatten sie nicht nur die Möglichkeit, sich theoretisch über die Geburt zu informieren, sondern erhielten auch praktische Einblicke. So hatten sie zum Beispiel die Gelegenheit, eine Plazenta zu untersuchen oder eine Nabelschnur anzufassen. „Das sind wertvolle Eindrücke, die den Schülern wohl noch länger im Gedächtnis behalten werden“, so Ulrike Lang.

Rita Webers, Lehrerin für Pflegepraxis, organisiert dieses Projekt zwar jedes Jahr, hält sich aber bei der Umsetzung weitestgehend zurück, damit die Schüler offen Fragen stellen und über Probleme reden können. Zum Abschluss des Projekts zeigte sie sich sehr gerührt „Ich habe zwar die ganze Woche einen müden Tunnelblick bei meinen Schülern wahrgenommen, aber am Ende können sie sehr stolz auf sich sein, und ich bin es auch.“ Auch die beiden Verantwortlichen Carina Kessler-Baierschmitt und Ulrike Lang zogen ein positives Fazit und gaben an, dass es allen Babysimulatoren am Ende des Projekts gut ging.